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časopis pro pedagogiku v souvislostech * journal of education in contexts
Ročník: 2021Volume: 2021
Číslo: 1Issue: 1
Vyšlo: 31. ledna 2022Published: Jan 31th, 2022
Trávníčková, Lucie - Haiclová, Zuzana - Růžičková, Veronika. Kunst im Leben von Personen mit Sehbehinderung. Paidagogos, [Actualized: 2022-1-31], [Cited: 2024-07-27], 2021, 1, #11. P. . Availiable at: <http://www.paidagogos.net/issues/2021/1/article.php?id=11>

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Kunst im Leben von Personen mit Sehbehinderung

Art in the life of a person with visual impairment

Lucie Trávníčková - Zuzana Haiclová - Veronika Růžičková

Abstract : Die Kunst in ihren verschiedenen Formen gehört schon seit Urzeiten zu unserem Leben. Die Kunst als solche kann und soll in den meisten Fällen auch Personen mit schwerer Sehbehinderung nicht vorenthalten werden. Eine der möglichen künstlerischen Aktivitäten, die es den Sehbehinderten im Bereich der Kunst möglich macht, sowohl etwas zu schaffen als auch etwas wahrzunehmen, ist diejenige, die mit der taktilen Grafik und ihrer Darstellung verbunden ist. Der folgende Beitrag befasst sich sowohl mit der der taktile Grafik als auch mit der Kunst, die den Personen mit Sehbehinderung zugänglich ist, da sie mittels des Tastsinns wahrnehmbar ist. Das Thema wird sowohl im Rahmen eines theoretischen Umrisses als auch anhand von Bildmaterial dargestellt.

Schlüsselwörter: Personen mit Sehbehinderung, Brailleschrift, taktile Grafik.

Abstract: Art in its individual forms has been a part of our lives since prehistoric times, and as such, people with severe visual impairments cannot and usually do not want to avoid it. One of the artistic activities which is both possible to create and perceive, is one that is associated with Tactile Graphic and its representation. The following article will focus on Tactile Graphic itself, and the art accessible to the visually impaired, which is perceptible through touch. The given will be demonstrated both within the theoretical definition and by the pictorial material.

Keywords: Visually impaired people, art, tactile Graphic.




Einleitung

Die Kunst kann wie folgt definiert werden: „spezifische Form des Abbilds der Wirklichkeit; Sonderform des gesellschaftlichen Bewusstseins, in der sich ästhetische Beziehungen des Menschen zur Realität entwickeln; Arten der bildenden Kunst: Architektur, Bildhauerei, Malerei, Graphik, industrielle bildende Kunst, angewandte Kunst, Bühnendekoration, zum Teil auch Ausstellungswesen und industrielles Design.“ (Trojan, Mráz. 1996, S. 203). Gleichzeitig kann man die Kunst als Ausdrucksform seiner Selbst, als Vermittlung von Informationen über seine Auffassung der Welt betrachten, oder man kann bildende Werke anderer in sich aufnehmen. Übrigens begegnet das Menschengeschlecht der gemeinen Form von Kunst schon seit Urzeiten. Wenn man von der Kunst im breiteren Sinne ausgeht, dann wird einem bewusst, dass, ohne Übertreibung, jeder von uns schon im zarten Alter der Kunst in irgendeiner Form begegnet ist. So in der Form von Märchen, der ersten eigenhändig gezeichneten Bilder oder Malbücher. Später begegnet man einer konkreteren Form der bildenden Kunst im Kindergarten oder in der Grundschule, aber auch im alltäglichen Leben. Nicht anders ist das bei Personen mit einer Sehbehinderung. Verständlicherweise können die Form, die Methoden oder die Wahrnehmung andere sein, die Wirkung der Kunst auf den Einzelnen sowie die Sehnsucht etwas zu schaffen sind jedoch genauso wie bei jedem von uns. Die Verbindung der künstlerischen Ausdrucksweise und der taktilen Grafik jedoch ermöglicht auch Personen mit einer schweren Sehbehinderung, nicht nur etwas zu schaffen, sondern auch die Schönheit von etwas Dargestellten wahrzunehmen. Im folgenden Text wird nicht nur der theoretische Rahmen dieser Verbindung dargestellt, sondern es werden auch konkrete Werke präsentiert, bei denen diese Verbindung angewandt wurde. Als ein Beispiel dafür, kann die Verbindung der Brailleschrift mit der künstlerischen Ausdrucksweise als eine der Möglichkeiten dienen, wie die Relief-Eigenschaften der Brailleschrift im künstlerischen Schaffen genutzt werden können.

Vorgestellt werden hier auch konkrete Autoren, deren Werke haptisch verfügbar und dadurch auch Personen mit einer schweren Sehbehinderung zugänglich sind. Und nicht zuletzt finden hier Museen Erwähnung, die eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Kunst unter die breite Öffentlichkeit spielen. Auch hier gab es in den letzten Jahren große Veränderungen, ob in der Zugänglichkeit und Erreichbarkeit der Gebäude, ob in der Zugänglichkeit der eigentlichen Sammlungen.

Taktile Grafik

Eine der Möglichkeiten, wie man Personen mit einer Sehbehinderung die Erscheinungen um uns herum vermitteln kann, stellt die taktile Wahrnehmung in Kooperation mit der taktilen Grafik dar. Die taktile Grafik wird manchmal Tastgrafik oder Reliefgrafik genannt. Der Begriff taktile Grafik ist insbesondere in der auf Personen mit einer Sehbehinderung fokussierten sonderpädagogischen Praxis allgemein bekannt; demgegenüber spiegelt der Begriff Reliefgraphik die modernen Trends und Bedürfnisse unserer Gesellschaft in den konkreten pragmatischen Zusammenhängen wider.

Im Rahmen dieser Problematik wird bezüglich der Sehbehinderten bei uns Prof. Jesenský am häufigsten zitiert, der die taktile Grafik wie folgt definierte: „von Sehbehinderten oder für die Bedürfnisse Sehbehinderter mithilfe der Technik der Relieflinien oder sehr niedriger Reliefflächen erzeugte graphische Darstellungen“ (Jesenský, 1988, S. 34). Heute wenden wir uns von dieser Definition nicht ganz ab, fügen jedoch hinzu, dass die heutige Auffassung der taktilen Grafik ein breiteres Spektrum ihrer Anwender einschließt und viel breiter aufgefasst wird, insbesondere im Sinne der so geschaffenen Produkte.

Das Hauptziel der taktilen Grafik besteht in der Effektivierung der Entwicklung des Vorstellungsvermögens, der Phantasie, aber auch in einer weiteren Präzisierung und Festigung der Vorstellungen über die reelle (bzw. phantasievolle) Welt, aber auch in der Möglichkeit der künstlerischen Form, seine eigenen Emotionen und Vorstellungen zum Ausdruck zu bringen. Die Typhlographik stellt somit eine der adäquaten und durchaus relevanten Möglichkeiten dar, wie Personen mit schwerer Sehbehinderung das Fehlen von Informationsmöglichkeiten mindern oder sogar überwinden können; unter Anderem wird die taktile Grafik zu einem wirksamen Instrument für diese Gruppe von Menschen, sich künstlerisch auszudrücken.

Stejskalová (in Finková, Regec, Růžičková, Stejskalová, 2012) spezifiziert, dass für die taktile Grafik die Darstellung von dreidimensionalen Objekten in der Fläche, d. h. nur in zweidimensionaler Darstellung typisch ist, und zwar mithilfe von Linien oder Flächen, die mit dem Tastsinn wahrgenommen werden können.

Die Reliefgraphik spricht gleich mehrere Bereiche der Persönlichkeit an und erfüllt eine aktivierende, informative und kompensierende Funktion. Finková, Ludíková und Růžičková (2007, S. 124) geben an: „in Anlehnung an eine bessere Perzeption kommt es zu einer Verbesserung des Vorstellungsvermögens, es tritt eine Präzisierung, Vertiefung und Erweiterung von räumlichen Vorstellungen, aber auch des Denkens ein, es kommt auch zur Einbindung der Einzelheiten in ein Ganzes im Rahmen des Erkennens der Umwelt“.

Die Reliefgraphik erfüllt demnach mehrere Schlüsselfunktionen:

Und speziell mit der ästhetischen und der freizeitlichen Funktion werden wir uns im Rahmen unseres Bildmaterials befassen. Wir wollen jedoch auch die edukative Funktion nicht vergessen, zu der die Brailleschrift gehört.

Figure 1: Edukative Bilder zur Einübung des Verständnisses der typhlographischen Grundsätze bei Kindern (Autor – Čermák)
Figure 2: Stift-Schreibtafel (Möglichkeiten des eigenen Schaffens von Bildern von blinden Personen) (Autor – Čermák)
Figure 3: Zeichnung auf einer Zeichnungsfolie (weitere Möglichkeit der graphischen Ausdrucksweise von sehbehinderten Personen) (Autor – Čermák)

Brailleschrift und Kunst

Mit der Verbindung der Kunstwerke mit der Brailleschrift öffnen sich neue Möglichkeiten des Erkennens. Einerseits ist das die Vermittlung einer Information an Personen mit einer schweren Sehbehinderung, insbesondere blinde Personen, denen durch das Hinzufügen der Brailleschrift in das Werk eine weitere Information mitgeteilt werden kann. In diesem Fall wird die Brailleschrift selbst zur Quelle der Information und der Kunst. Gleichzeitig können jedoch allein schon das Vorhandensein, die Struktur und die Reliefartigkeit der Brailleschrift als ästhetisches- und Designelement an dem konkreten Kunstwerk betrachtet werden. Smýkal (1967) bemerkt, dass für Personen mit schwerer Sehbehinderung zweidimensionale Werke am wenigsten fassbar sind, da zu ihrem Erkennen die visuelle Wahrnehmung eigentlich nicht fehlen darf. Gemälde oder Zeichnungen kann man in den meisten Fällen nicht abtasten, um eine Information über die Werke zu erhalten; wenn es doch möglich ist, dann ist das Gewinnen dieser Informationen sehr undeutlich und unsichtig. Bei der bildenden Kunst, die dreidimensional ist und abgetastet werden kann, ist das Erkennen leichter, jedoch hängt es auch in diesen Fällen von dem jeweiligen Maßstab und der Form der Darstellung ab. Und gerade die Verbindung der Brailleschrift mit der ausgewählten Form der Kunst, also dem konkreten Kunstwerk, stellt einen gewissen Fortschritt und eine Form des Zugänglichmachens für mehrere Empfänger dar. Mit etwas Übertreibung kann man sagen, dass es sich um eine gewisse Verbindung von mehreren Welten handelt, und zwar um die Verbindung sowohl der Welt der blinden und der sehenden Personen, als auch der Welt des künstlerischen Schaffens und des Designs.

Als Beispiel dafür, wie ein Autor die Brailleschrift zur Vermittlung einer konkreten Information und zugleich als eine neuartige Verzierung seiner Werke verwendet, sei hier der englische Juwelier Gilbert Henry genannt. Dieser ist durch seine neuartigen Ideen und das originale Design seiner Juwelen bekannt, und eben in eine seiner für Paare und Ehepaare bestimmten Kollektionen hat er die Brailleschrift eingesetzt, die eine verhältnismäßig klare Botschaft trägt.

Figure 4: Gilbert Henry – Juwelenkollektion (Quelle: Pazourková)

Ähnlich verfährt auch die niederländische Designerin Simone van Bakel mit der Brailleschrift, die insbesondere mit Keramik und Porzellan arbeitet. In die Geschirrkollektion mit dem Namen Can you feel it hat sie die Brailleschrift mit eben diesem Text eingesetzt. Sie zeigt dadurch die Spiellust und Ideenfülle im Design und vermittelt gleichzeitig die Information mithilfe der Brailleschrift.

Figure 5: Kollektion von Simone van Bakel – Can you feel it (Quelle: Pazourková)

Der letzte ausgewählte Künstler, der die Verbindung seiner Werke und gleichzeitig die Vermittlung von Informationen mittels der Brailleschrift nutzt, ist Roy Nachum. Er ist durch seine experimentellen Bilder, Installationen und Statuen bekannt. Seine großflächigen Gemälde enthalten häufig einen Relieftext in der Brailleschrift, was sein Bemühen zeigt, ein Werk zu schaffen, das überzeugend und autonom ist. Seinen Gemälden fügt er in der Regel eigene Texte hinzu und die Gedichte geben dem Gemälde eine weitere, obwohl für die meisten Menschen schwer zu entschlüsselnde Dimension.

Figure 6: Roy Nachum – The King (Quelle: Pazourková)

Wenn wir die Verbindung der Schrift und der Kunst aus rein künstlerischer Sicht betrachten, also in dem Sinne, dass die Schrift selbst nicht zum Erweitern oder Hinzufügen einer weiteren Information dient, aber wegen ihrer Ästhetik verwendet wird, dann können wir zum Beispiel die Tapeten des japanischen Autors Juro Osawa erwähnen oder auch auf Jiří Kolář verweisen, den Autor von flächigen und räumlichen Collagen. Diese Autoren verwenden die Brailleschrift nicht wegen ihres Informationswertes, sondern als Designelement, das das ursprüngliche Werk besonders macht.

Figure 7: der Tapete von Juro Osawa (Quelle: Pazourková)
Figure 8: Jiří Kolář – Birne (Quelle: Pazourková)

Museen

Einer der Orte, wo wir der Kunst begegnen und wo wir sie auch in höherem Maße erwarten, sind Museen. Es soll bemerkt werden, dass in den letzten Jahren auch die Museen begannen, sich auf Personen mit einer Sehbehinderung einzustellen.

Im Jahr 2016 nahmen die Vertreter von Museums- und Galerie-Einrichtungen aus aller Welt an der Versammlung in dem chinesischen Shenzhen mit dem Namen „UNESCO High Level Forum on Museums“ teil, wo das Hauptthema der Schutz und die Entwicklung von Museums- und Galerie-Einrichtungen für die wachsende Bedeutung von Kulturgütern und der Geschichte der Nationen waren. Ein Dokument dieses Forums war eine Deklaration, die in dem Kapitel „Verantwortung der Museen – ethische, berufliche und technologische Standards für Museen und Fachangestellte“ Folgendes empfiehlt: „die Museen inhaltlich so anpassen, dass sie die verschiedensten offenen Gelegenheiten zu formellem, nichtformellem und lebenslangem Lernen durch eine allgemeine Zugänglichkeit für verschiedene Alterskategorien von Besuchern bieten und Hindernisse für benachteiligte Gruppen und für Personen mit spezifischen Bedürfnissen und Fähigkeiten beseitigen, was ihnen ermöglicht, sich an der Entwicklung der Informations- und Medienkompetenz zu beteiligen und zu einer weiteren Entwicklung der kritischen Reflexion der Gesellschaft beizutragen; Förderung der Mannigfaltigkeit der Angestellten und ihrer Fertigkeiten“ (UNESCO High Level Forum on Museums, 2016, S. 13).

Bei dem oben erwähnten Treffen der Organisationen aus aller Welt wurden Empfehlungen vereinbart, die einzuhalten wären; wie sich diese Maßnahmen in der Tschechischen Republik auswirkten, können wir z.B. in der Stellungnahme von Šobáňová (2012) sehen, die sagt, dass es „während der Vorbereitung einer Ausstellung notwendig ist, die Wahl des präsentierten Themas sowie die Wahl der zur Vorführung bestimmten Exponate zu berücksichtigen.“ Unter den Exponaten können wir Musealien anhand des Typs des Sammlungscharakters unterscheiden, also Naturfakten, Mentefakten und Artefakten.

Šobáňová (2012) äußert sich zur Vorbereitung einer Ausstellung im Allgemeinen; die Ausstellung sollte nur einem tragenden Thema gewidmet sein und die einzelnen Exponate sollten mit ihrer Mitteilung logisch aneinander anknüpfen und hierdurch das Vorhaben der ganzen Ausstellung zum Ausdruck bringen. Wenn das alles beachtet wird, dann kann der Veranstalter die Ausstellung besser/einfacher gestalten für die Bedürfnisse der taktilen- oder Gehörwahrnehmung.

Lužná (2019) fügt dazu hinzu, dass bei einer taktilen Ausstellung die Anzahl der Exponate 30 Stück nicht überschreiten sollte, da die taktile Wahrnehmung sehr zeitintensiv und für die Aufmerksamkeit anstrengend ist; die ideale Anzahl, um alles im Gehirn aufzunehmen und die nötige Aufmerksamkeit dafür aufzubringen, ist 10 – 15. Die Exponate haben zum Ziel, die Besucher einzunehmen, und dies sollten sie auch; und gleichzeitig sollte ihre Vorstellung einheitlich konzipiert sein. Sie können sich alle in einem Raum befinden oder nacheinander in verschiedenen Teilen des Ausstellungsraums in der logischen Abfolge der Ausstellung, bei Wahrung eines einheitlichen Präsentationsstils. Was kann taktil ausgestellt werden? Für Besucher mit einer Sehbehinderung eignen sich sowohl originale Musealien, die durch ein wiederholtes Berühren mit der Hand nicht beeinträchtigt werden, als auch Repliken und Kopien.

Figure 9: Hands-on Ausstellungsstück, National Museum of Scottland, Edinburgh (Quelle: Lužná)
Figure 10: Antonín Střížek: Karel Hynek Mácha und seine haptische Umschrift (Quelle: Lužná)
Figure 11: Haptische Umschrift der Bilder von Ivan Sobotka (Quelle: Lužná)

Als Beispiel eines Museums, das sehbehinderte Personen eigens anspricht, ist das Victoria and Albert Museum in London zu nennen. Personen mit einer Sehbehinderung bietet das Museum einen persönlichen Assistenten und es gibt die Möglichkeit, einige Exponate zu berühren; man verwendet darüber hinaus Beschriftungen in der Brailleschrift und einen vergrößerten Druck; es steht auch ein Audiobegleiter zur Verfügung. Und schließlich werden auch direkt Tastsinn-Ausstellungen veranstaltet. Die Audiobeschreibung zu den einzelnen Werken kann man zu Hause im Handy herunterladen oder sie direkt von den Internetseiten des Museums online anhören. Einige Museumsgebäude bieten Vergrößerungssysteme und Bildschirmleser. Assistenzhunde sind selbstverständlich willkommen. (Victoria and Albert Museum, © 2020).

Ein weiteres Museum in der Hauptstadt Großbritanniens ist The British Museum. Es sichert Personen mit einer Sehbehinderung die Zugänglichkeit mittels der Beschriftungen im vergrößerten Format, manchmal auch in der Brailleschrift oder in Form von taktilen Bildern. Im Museum kann man auch eine Lupe ausleihen. Speziell für Personen mit einer Sehbehinderung verfügen sie über zwanzig um eine Audiobeschreibung ergänzte Objekte. Assistenzhunde sind im Museum willkommen, man kann auch eine persönliche Assistenz in Anspruch nehmen und im Falle von Fragen kann man die auf den Webseiten angeführte Person kontaktieren. Interessant für die Besucher mit einer Sehbehinderung können auch konkrete Informationen über die Stärke und Intensität des Lichts in den einzelnen Sektionen sein, die entsprechend den Bedürfnissen der Besucher angepasst werden können (The British Museum, © 2020). Zu den weiteren europäischen Metropolen gehört Paris und damit das Louvre. Es setzt sich in Übereinstimmung mit dem französischen Gesetz über die gesundheitliche Behinderung aus dem Jahr 2005 zum Ziel, allen Besuchern einen sicheren und bequemen Zutritt in das Museum sicherzustellen. Für Besucher mit einer Sehbehinderung gibt es am Eingang eine taktile Karte des Museums, die zu einer besseren Orientierung in der Umgebung dient. Es gibt hier auch eine Tastgalerie, in der man alle Exponate berühren kann – entweder die Werke selbst oder ihre Abgüsse. Man kann auch eine Audiobeschreibung nutzen, die von blinden und schwachsichtigen Personen speziell für diese Galerie konzipiert wurde. An den Wänden befinden sich Beschriftungen in vergrößerter Schrift oder in Brailleschrift. Man kann sich auch kommentierter Besichtigungen bedienen, bei denen die einzelnen Kunstwerke sehr konkret beschrieben werden (Louvre, © 2020). Das letzte ausgewählte Museum ist The Metropolitan Museum of Art in New York. Das Museum verpflichtete sich, seine Sammlungen, Gebäude, Programme und Dienstleistungen allen Besuchern zugänglich zu machen. Personen mit einer Sehbehinderung bietet es das Ausleihen eines Audiobegleiters, ferner Texte in vergrößertem Format, die Beschriftung in der Brailleschrift und die kostenfreie Möglichkeit, ausgewählte Objekte zu berühren. Es werden hier Kunstworkshops, Zeichen-Kurse und Programme für Familien mit Kindern veranstaltet, die an die Sehbehinderung angepasst sind. Selbstverständlich ist die Inanspruchnahme eines Begleiters mit detaillierter Beschreibung der einzelnen Werke (The Metropolitan Museum of Art, © 2020). Wie an einigen Beispielen zu sehen ist, rückt in vielen Ländern die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit für Personen mit einer Sehbehinderung in den Vordergrund des Interesses.

Schluss

Die Kunst ist nicht nur in der heutigen Gesellschaft präsent, sondern sie gehört schon seit Urzeiten zur Geschichte der Menschheit. Und das schließt auch Personen mit einer Sehbehinderung ein, wo nur Form und Inhalt der Kunst an den konkreten Einzelnen und seine Bedürfnisse angepasst werden müssen. Eine der möglichen künstlerischen Aktivitäten, die für Personen mit einer Sehbehinderung typisch ist, ist die taktile Grafik und ihre Darstellung. Es handelt sich um eine Form der Kunst, die mittels des Tastsinns wahrnehmbar ist, wie in diesem Beitrag vorgestellt wurde. In Rahmen der taktilen Grafik gibt es einige Möglichkeiten, wie man mit dem jeweiligen Typ des Materials arbeiten kann und welche Techniken man bei der Gestaltung nutzen kann. Dies ist insbesondere mit dem Ziel und der Funktion gegeben, die wir mittels des jeweiligen Objekts erreichen wollen (informative, edukative, diagnostische u.a. Funktion). Eine weitere Möglichkeit im Rahmen der die taktilen Grafik ist die Verbindung des künstlerischen Ausdrucks mit der Brailleschrift. Dadurch erreicht man eine künstlerische Ausdrucksweise sowohl in Form der Visualisierung, als auch der Haptik. In diesem Text werden einige Künstler vorgestellt, die diese Verbindung in ihren Werken nutzen. Die Brailleschrift wird hier einerseits als Träger einer neuen, für manche Menschen jedoch verborgenen Information verwendet, andererseits spielt sie als ein spezifisches Element der einzelnen Werke eine Rolle. Zu den mit der Brailleschrift arbeitenden Autoren gehören z. B. Gilbert Henry, Jiří Kolář, Roy Nachum oder Simone van Bakel. Auf die Trends der letzten Jahre insbesondere in der Zugänglichkeit der Kunst nicht nur für Personen mit einer Sehbehinderung geht auch die Gesellschaft ein. Ein Beweis dafür ist die Versammlung im chinesischen Shenzhen mit dem Titel „UNESCO High Level Forum on Museums“ im Jahr 2016, bei der eine Deklaration entstand, die angibt, wie Personen mit einer Sehbehinderung der Zutritt zu Museen und Galerien ermöglicht werden kann. Eine Reihe dieser Einrichtungen bemühen sich um die Erreichbarkeit, Transparenz und Zugänglichkeit im Rahmen ihrer ständigen sowie aktuellen Ausstellungen. Den Personen mit einer Sehbehinderung werden vielfältige Möglichkeiten zum Kunstgenuss geboten wie eine Führung durch die Ausstellung mit einem Assistenten/Begleiter, die Nutzung von Audioaufnahmen, die Barrierefreiheit des Raums, eine vergrößerte Schrift oder Brailleschrift bei den einzelnen Werken oder sogar eine Tastgalerie, die nicht nur für Personen mit einer Sehbehinderung bestimmt ist. Als Beispiel einer guten Praxis können die Museen The Metropolitan Museum of Art in New York oder The British Museum in London dienen.

Literatur

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[2] FINKOVÁ, D. - REGEC, V. - RŮŽIČKOVÁ, V. - STEJSKALOVÁ, K. Speciální pedagogika se zaměřením na možnosti rozvoje a podpory osob se zrakovým postižením. Olomouc: UP, 2012. 

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[4] JESENSKÝ, J.  Tyflografické výzkumy a studie. Praha: ÚV SI v ČSR, 1983. 

[5] JESENSKÝ, J. Hmatové vnímání informací s pomocí tyflografiky. 1. vydání. Praha: Státní pedagogické nakladatelství, 1988. 

[6] LUŽNÁ, Z. Přizpůsobení muzejních exponátů osobám se zrakovým postižením. Olomouc: Univerzita Palackého. (Diplomová práce), 2019. 

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[8] PAZOURKOVÁ, L. Braillovo písmo v umění. Olomouc: UP. Vedoucí diplomové práce Mgr. Bc. Veronika Růžičková, Ph.D., 2018. 

[9] RŮŽIČKOVÁ, V. - KROUPOVÁ, K. Tyflografika: reléfní grafika a její role v životě osob se zrakovým postižením. Olomouc: Univerzita Palackého, 2020. ISBN 978-80-244-5732-1. 

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[16] VONDRÁKOVÁ, A. - RŮŽIČKOVÁ, V. - KROUPOVÁ, K. - BARVÍŘ, R - BRUS, J. - VOŽENÍLEK, V. Tyflomapy–Tyflografika–Tyflokartografie: Percepce prostoru prostřednictvím 3D audio-taktilních map. Olomouc: Univerzita Palackého, 2020. ISBN 978-80-244-5788-8. 

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