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časopis pro pedagogiku v souvislostech * journal of education in contexts
Ročník: 2022Volume: 2022
Číslo: 1-2Issue: 1-2
Vyšlo: 30. listopadu 2023Published: Nov 30th, 2023
Kameník, Jiří - Du, Jian . Die Position des Therapeuten und die Möglichkeiten des Beratungsdialogs bei der Arbeit mit der Familie im therapeutischen Sandkasten. Paidagogos, [Actualized: 2023-11-30], [Cited: 2024-07-27], 2022, 1-2, #14. P. . Availiable at: <http://www.paidagogos.net/issues/2022/1-2/article.php?id=14>

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Die Position des Therapeuten und die Möglichkeiten des Beratungsdialogs bei der Arbeit mit der Familie im therapeutischen Sandkasten

The position of the therapist and the possibilities of counselling dialogue when working with the family in the therapeutic sandbox

Jiří  Kameník - Jian  Du

Abstract : Auf die Position des Therapeuten zielen häufig Erwartungen der Eltern des Kindes, die in der Person des Therapeuten häufig einen Verbündeten und zugleich einen Fachmann sehen, der die Mängel im Verhalten des Kindes korrigiert. Andererseits benötigt man für die Zusammenarbeit die Unterstützung des gesamten familiären Systems und das Vertrauen für Veränderungsmöglichkeiten, die aus dem wechselseitigen Dialog hervorgeht. Eine der Möglichkeiten, die einen zuverlässigen Kommunikationsrahmen schaffen kann, ist die therapeutische Methode des Spiels im Sandkasten. Der angeführte Text verbindet die Problematik der Schaffung einer therapeutischen Beziehung im Kontext der systemischen Therapie mit der Familie und dem Kind und die Ausgangspunkte des nonverbalen Ansatzes der Sandspieltherapie.

Schlüsselwörter: Systemische Therapie, Position des Therapeuten, Sandtray, Therapie im Paar, Bindung zwischen Mutter und Kind.

Abstract: The position of therapist often brings with it expectations from parents, who often look for an ally in the person of the therapist, as well as an expert to correct the child's behavioral deficiencies. On the other hand, cooperation requires the support of the whole family system and the trust in change that comes from mutual dialogue. One option that can create a safe communication fra-mework is the therapeutic sandbox method. The text presented here links the issue of forming a therapeutic relationship in the context of systemic therapy with the family and child and the un-derpinnings of Sandtray's non-verbal approach.

Keywords: Systemic therapy, therapist position, Sandtray, couple therapy, mother-child bonding.




Einleitung

Die Psychotherapie ist in der Regel kein einmaliger Prozess, viele Typen der Therapie umfassen Einheiten von Dutzenden oder auch Hunderten von Sitzungen (Kottler, 2010). Aus diesem Grunde ist es sehr wichtig, den Klienten nach der ersten Sitzung zum Wiederkommen zum Therapietermin zu bewegen, was auch die erste Voraussetzung dafür ist, dass die Therapie auch zu einem Abschluss geführt werden kann. Die Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Klienten ist ein wichtiger Faktor, der bestimmt, ob der Klient zur Fortsetzung der Therapie bereit ist (Castonguay, Constantino, Holtforth, 2006). Diese Arbeit enthält eine einfache Vergleichsanalyse dessen, wie Therapeuten im Rahmen der systemischen Familientherapie und der Sandspieltherapie Beziehungen knüpfen und welche Rolle sie in der Therapie spielen. Als Beispiele dienen die systemische Familientherapie für chinesische Jugendliche und die Sandspieltherapie für tschechische Kinder.

Position des Therapeuten in der systemischen Therapie und Möglichkeiten des Dialogs

Im Rahmen der systemischen Familientherapie von Familien von chinesischen Jugendlichen ist es üblich, dass die Eltern ihre Kinder zur Sitzung wortwörtlich hinziehen. Am Anfang der Therapie sprechen die Eltern in der Regel immer wieder von den „SÜNDEN“ ihrer Kinder. Zum Beispiel: „Sehen Sie, wie das Kind ungehorsam ist? Wie sollen wir es züchtigen? Bestrafen Sie es in Vertretung von uns.“ Vorgänge dieser Art sind ganz verbreitet. Inzwischen ist das Kind entweder still und reagiert auf die Beschwerden der Eltern nicht, oder es fängt an, aggressiv zu sein und sich mit den Eltern zu streiten. Es ist klar, dass die Eltern und die Kinder unterschiedliche Definitionen des jeweiligen Problems vertreten und sich auch über die Ursache nicht einig sind.

Die Eltern sind der Meinung, dass ihre Kinder problematische Verhaltensweisen aufweisen und sich bessern sollen, ermöglichten ihnen jedoch nicht, ihr Verhalten zu verändern. Zweck der Therapie ist in ihren Augen, dass der Therapeut zwei Rollen spielt: die eines Richters, der das Kind verurteilen soll, und die eines Lehrers, der das Kind diszipliniert und zur Veränderung lenkt. Sie verlangen im Grunde, dass der Therapeut als eine Autorität auftritt und seine Kompetenz zur Lösung von Problemen des jeweiligen Kindes verwendet. Was die Kinder betrifft, nehmen die Eltern an, dass die Kinder nur die Instruktionen des Therapeuten befolgen sollen, nichts mehr. Danach halten sich die Eltern zurück und den Rest überlassen sie dem Therapeuten.

Aus der Sicht des Kindes kann der Therapeut leicht als ein weiterer Erwachsener angesehen werden, der auf der Seite der Eltern steht und somit gegen das Kind positioniert ist. Das Kind reagiert deshalb passiv und trotzig. Im Gegensatz zu den Eltern erwartet das Kind nicht, dass der Therapeut in der Rolle eines Richters auftritt, der das Kind von der Schuld freispricht und den Eltern oder anderen Umständen die Schuld zuschreibt. Das Kind erwartet vom Therapeuten nichts, es will einfach, dass die Sitzung so schnell wie möglich vorbei ist.

Für den Therapeuten ist es nach dieser Eingangsphase schwer, problemlos fortzufahren. Es geht darum, dass die Eltern der Adoleszenten, die die systemische Familientherapie in China besuchen, in einer besonderen Situation stehen: Sie zahlen für die Therapie und lehnen häufig ab, die Therapie fortzusetzen, sofern sie das Gefühl haben, dass sie für ihr Geld nicht einen „Richter“ gekauft haben. Auch wenn der Therapeut zum Beispiel bemüht ist, dem Kind aktiv zuzuhören, und gleichzeitig die Position der Eltern versteht, wird dies automatisch als Widerwille gegen die Eltern angesehen. Andererseits können auch Kinder die weitere Therapie ablehnen, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen niemand zuhört. Beide Situationen führen zur Erfolglosigkeit der Therapie. Dieses Dilemma hat zur Folge, dass sich der Therapeut als Seilakrobat fühlt und darauf achten muss, dass er keine der Parteien begünstigt.

Wegen dieser Situation kann der Therapeut bei den ersten paar Sitzungen faktisch nicht die Strategie der vielseitigen Abstimmung mit dem Elternteil und dem Kind anwenden. Deshalb ist es für den Therapeuten relativ zweckmäßig, neutral zu bleiben und in den Anfangsphasen der Therapie sich nicht auf eine Seite der Parteien zu stellen. Der Therapeut sollte auch darauf achten, dass er nicht bewusst eine zu große emotionale Distanz einnimmt, indem er keiner der beiden Parteien zustimmt und alles ohne Bemerkungen belässt. Denn dann könnten ihn die Elternteile sowie das Kind für einen desinteressierten Laien halten (Zhao, 1995), was auch zum Abbruch der Therapie führt.

Wenn der Therapeut neutral bleiben will, sollte er folgende Lehrsätze im Sinn haben (Gurman, Kniskern, 2014).

  1. Begünstigen Sie niemanden. Interessieren Sie sich für die Ansichten aller Beteiligten.
  2. Ziehen Sie keine binären Schlüsse aufgrund von gradlinigen kausalen Zusammenhängen, sondern befördern Sie ein diversifiziertes Verständnis.
  3. Diagnostizieren Sie keine Krankheit, sondern ersetzen Sie die problematische Person durch ein Problemsystem.
  4. Spielen Sie nicht die Rolle einer Autorität, die jemandem direkt hilft; stellen Sie stattdessen die Ordnung in dem gegebenen System in Frage.

Neben den oben angeführten Prinzipien verwende ich in meiner Praxis die folgenden Strategien:

  1. Abgrenzung der Position. Heben Sie am Anfang der Sitzung die Neutralität des Therapeuten hervor. Sagen Sie den Kindern, dass der Therapeut nicht dazu da ist, den Eltern bei Moralpredigten zu helfen, und dass er zwischen den Parteien steht. Eine so direkte Abgrenzung beruhigt die Kinder in der Regel.
  2. Die Kinder sind als Erste an der Reihe. Wenn es möglich ist, lassen Sie die Kinder als Erste sprechen (mithilfe einer Serie von wiederholten Fragen [circular questioning]), damit die Sitzung nicht mit aggressiven Beschuldigungen vonseiten der Elternteile beginnt. Es kommt selbstverständlich manchmal vor, dass das Kind überspannt reagiert, die Elternteile sind jedoch nie passiv und hören nie auf zu reagieren. Auf diese Art und Weise wird der Raum für kognitive Unterschiede geschaffen.
  3. Die Elternteile haben das Schlusswort. Am Ende der Sitzung geben Sie den Elternteilen den Freiraum, damit sie eine kritische Frage stellen können. Geben Sie erst bei der nächsten Sitzung eine Antwort. Diese Frage hört sowohl der Therapeut, als auch das Kind, und dadurch wird auf eine bestimmte Art und Weise das gesamte System beeinflusst. Das Verhaltensmuster aller Beteiligten ändert sich, denn „alle haben begriffen, wo das Problem liegt“. Dadurch wird die Ordnung im System etwas gestört und die Interventionswirkung kann sich entfalten.

Das Obenerwähnte sind Strategien, die ich am Anfang einer Therapie im Rahmen der systemischen Familientherapie typischer chinesischer Adoleszenten anwende.

Perspektive der Methode Sandtray

Sandtray, oder auch Sandspieltherapie genannt, ist eine auf den Klienten gezielte projektive Methode, die es ermöglicht, innere- und Beziehungsthemen zu offenbaren und zu bearbeiten (Galusová, 2020). Unter Verwendung von Figuren und eines kleinen Tischsandkastens helfen wir unserer Phantasie auf die Sprünge und schaffen ein dreidimensionales Modell unserer inneren Welt, das uns ermöglicht, sich mit den Auswirkungen von früheren Erlebnissen und Situationen auseinanderzusetzen (Galusová, 2016). Sandtray wird nicht nur bei individuellen Sitzungen verwendet, sondern auch bei gemeinsamen Paar-, Gruppen- oder Familiensitzungen mit Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen in Schulen und privaten Praxen (Homeyer, Sweeney, 2017).

Die Herkunft des Sandspiels finden wir in der psychoanalytischen Deutung des Kinderspiels (Sigmund Freud, Anna Freud und Melanie Klein), an das die „auf den Menschen orientierte, nicht lenkende Spieltherapie“ von Virginia Axline anknüpft. Als eine selbständige Methode etablierte sich das Sandspiel dank der Kinderärztin Margaret Lowenfeld. Ihre Nachfolgerin, Dora Kalff, nannte unter Hinweis auf die analytische Psychologie von Carl Gustav Jung den neu entstandenen Ansatz Sandtray.

Heute integriert der Sandtray verschiedene therapeutische Ansätze, Methoden und Techniken. Darunter zählen wir die Adlersche Therapie von Terry Kottmann, die Gestalttherapie von Violet Oaklander, den humanistischen, klientenorientierten Ansatz von Steve Armstrong, die kurzzeitige, lösungsorientierte Therapie von Elizabeth Taylor, die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie - Mindfulness-Based Sandtray Therapy von Rita Grayson oder im Rahmen des Modells von Virginia Satir den therapeutischen Rahmen von Madeleine M. de Little. (Homeyer, Sweeney, 2017, vergl. Galusová, 2020).

Das grundlegende Medium der Sandspieltherapie ist Sand. Das Spielen mit Sand ist eine natürliche Tätigkeit für jeden von uns. Es ruft Erinnerungen und die natürliche Begierde nach Berührung und Kreativität wach. Eine große therapeutische Bedeutung hat die Handhabung und das Arrangement von Sand in einem definierten Raum (Galusová, 2016). Die taktile Erfahrung und das Positionieren von Figuren im Sand stellen ein starkes inneres Erlebnis dar, das einen Kontakt mit der vorhandenen Realität ermöglicht (Homeyer, Sweeney, 2017).

In der Spieltherapie sagt man, dass Spielsachen die Wörter und das Spiel die Sprache sind. Figuren können Wörter, Gefühle, Gedanken, Entschlüsse und Wünsche symbolisieren und ermöglichen eine nonverbale Äußerung. Figuren sprechen nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch durch ihre Stellung und Position gegenüber den anderen Figuren im Sandkasten (Galusová, 2020). Die gleiche Figur kann bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Sachen bedeuten. Man muss sich von der jeweils richtigen Bedeutung vergewissern. Es gibt kein Bedeutungswörterbuch mit Symbolen in der Sandspieltherapie (Galusová, 2016).

Die therapeutische Sitzung beginnt schon mit der Vorbereitung des Raums. Der Raum ist aufgeräumt, die Figuren sind an ihrem Platz, das Bild des vorigen Treffens im Sandkasten wurde entfernt. Der Therapeut ist verantwortlich dafür, dass der Verlauf der Sitzung von niemandem und nichts gestört wird und stellt auch für sich selbst die Bedingungen für das geistige und körperliche Behagen sicher, damit er sich dem kommenden Klienten völlig widmen kann.

Wenn der Klient zum ersten Mal kommt, führt ihn der Therapeut in den therapeutischen Raum ein und macht den Klienten mit der Methode und den Regeln der Therapie kurz vertraut (Diskretion, Möglichkeit, das Gespräch jederzeit zu beenden oder zu unterbrechen). Zu den weiteren Regeln gehört, dass der Klient die Spielsachen am Ende nicht aufräumt. Diese Regel gefällt den Klienten und ist für die Therapeuten sehr zweckdienlich. Der Therapeut hat die Übersicht über die Spielsachen und kennt ihre Position. Die Klienten, die wiederholt kommen, verlieren nicht die Zeit mit dem Suchen und können sich auf ihre Gedanken, Gefühle und Einfälle völlig konzentrieren, die sie zur Gestaltung des Bildes verwenden.

Jedes Treffen beginnt mit einem Gespräch darüber, wie es dem Klienten gerade geht. Was ihm passiert ist, wie er sich fühlt und wie sein Körper auf diese Anregungen reagiert. Diese Fragen bringen den Klienten zum Bewusstwerden seiner aktuellen körperlichen und psychischen Verfassung. Im Laufe des Treffens ändern sich die inneren Gefühle und die äußerlichen Ausdrücke in positiver Richtung, was dem Klienten ermöglicht, den Beweis seiner eigenen Fähigkeit zu spüren, die Emotionen und die Art und Weise des Durchlebens zu ändern und zu beeinflussen und somit eine positive Veränderung zu empfinden.

Bei einem wiederholten Besuch interessieren wir uns darum, was sich im Leben des Klienten seit der letzten Sitzung geändert hat, ob ein Thema vorliegt, mit dem er sich befassen möchte. Kommt der Klient mit keinem konkreten Thema, dann ist es geraten, ihm den Raum für ein freies Schaffen im Sandkasten zu bieten. Ein aktuelles Thema zeigt sich in der Regel zu dem geeigneten Zeitpunkt (Galusová, 2020).

Bei der Eingangsüberlegung entstand eine unangenehme Position, in der uns die Anforderungen der Familie einerseits und die Notwendigkeit der Anknüpfung einer therapeutischen, auf dem Vertrauen des Kindes basierenden Beziehung andererseits immer wieder genötigt haben, die Erwartungen, die Hoffnung und die Befürchtungen auszubalancieren.

Eine der Möglichkeiten, die die Sandspieltherapie bietet, ist die Gestaltung eines Familienbilds. Der theoretische Ausgangspunkt ist das Verständnis des Familiensystems nach Satir (1994). Das Familienbild funktioniert im Sandkasten wie eine Karte, die die Qualität der Familienverbindungen erfasst und dem Erbauer ermöglicht, sich der fungierenden Quellen in seiner Familie bewusst zu werden und neue zu entdecken. Bei der Schaffung dieses Bilds begrenzen wir uns nicht auf die primäre Familie, sondern schließen auch die Großeltern von beiden Seiten der Entwicklungslinie ein.

Das Familienbild ermöglicht uns auch, sich der Erwartungen der Eltern von uns bewusst zu werden, und führt uns zum Verständnis des Handelns der Eltern und zum Vergleich mit ihren wahrgenommenen Mängeln (Galusová, 2020). Wir können uns von der Auffassung von Virginia Satir der vier Aspekte des Familienlebens inspirieren lassen (Tabelle Nr. 1).

Table 1: Vier Aspekte des Familienlebens (Galusová, 2020)

Im Sandkasten richtet sich die Darstellung der Familie nach der Verfassung des Klienten, der von der Aufgabe abweichen kann. Wir haben Vertrauen in den Klienten, der selbst am besten weiß, was und wie er den Sandkasten gestalten soll. Verbale Instruktionen sind in der Regel verhältnismäßig einfach:

Die Rolle des Therapeuten steckt in der Beschreibung dessen, was er während der Gestaltung des Bildes beobachtet hat und was er im Bild beobachtet. Dann ergreift der Klient das Wort und beschreibt die Szene aus seiner Perspektive – auf welche Art und Weise er die Szene geschaffen hat, welche Figuren für welche Familienmitglieder er gewählt hat, welche Interaktion zwischen den Familienmitgliedern im Sandkasten erfolgt. Der Therapeut stellt ergänzende Fragen so, dass er dem Klienten hilft, sich den verschiedenen Aspekten des Familienlebens bewusst zu werden. Im Laufe des Dialogs reflektiert der Therapeut die nonverbale Kommunikation und die emotionale Verfassung des Klienten.

Galusová (2016) bietet in Übereinstimmung mit Satir (1994) Diskussionsbereiche an, die das Selbstverständnis (Mit wem fühlt sich diese Figur am besten? Fällt Ihnen/dir ein, warum es so ist?), die Kommunikation (Wenn diese Figur etwas mitteilen wollte, was sie bekümmert, zu wem würde sie gehen?), die Regeln (Haben sie gemeinsame Rituale?) oder soziale Bindungen (Können sie etwas gemeinsam erleben? Was könnte das sein?) betreffen können. Eine einleitende Übung, die das Thema der Familienkonstellationen öffnet, kann die Aufgabe sein, eine positive Erinnerung herzustellen und sie anschließend noch so zu verbessern, dass sie für den Klienten „noch besser und ideal“ ist (Bilder 1 und 2). Die symbolische Aufzeichnung aus einem solchen Treffen kann nicht nur ein nach der Fertigstellung der Szene gemachtes Foto sein, für den Therapeuten ist es zweckdienlich, ein Soziogramm zu erstellen, das die Qualität der dargestellten wechselseitigen Bindungen zwischen den Mitgliedern des Familiensystems erfasst.

Figure 1: Bild einer glücklichen Erinnerung vor einer positiven Änderung (Autor – Kameník)
Figure 2: Bild einer glücklichen Erinnerung nach einer positiven Änderung (Autor – Kameník)

Eine weitere Möglichkeit, die die Sandspieltherapie bietet, ist die Therapie eines Paars oder in der Gruppe. Als Paar-Therapie bezeichnen wir die Arbeit von zwei Klienten bei einem Treffen gleichzeitig. In unserem Fall könnte es sich um ein Familienpaar, z.B. Mutter und Kind handeln.

Die gemeinsame Arbeit an getrennten Sandkästen ermöglicht die Herstellung von zwei sicheren Räumen für die Mutter sowie das Kind. Manchmal ist es für das Kind eine sehr wichtige Trennungserfahrung, insbesondere wenn es in der Familie nicht an einen eigenen Raum und die eigene Initiative gewohnt ist.

Demgegenüber ermöglicht die gemeinsame Arbeit in einem Sandkasten, die beiden Welten zu verbinden. Diese Form eignet sich vor allem für die Betrachtung der sozialen Interaktion und es treten hier verlebte Kommunikations-Familienmuster auf.

Der Therapeut betrachtet, wie zwei Familienmitglieder beim Herstellen des Bildes miteinander kommunizieren. Wer trifft die Entscheidung über das Thema? Nutzen beide den Raum gleich aus oder nimmt jemand mehr Raum ein? Wer hat die Figuren ausgewählt und wer hat sie in den Sandkasten positioniert? Haben die Klienten ihre Schritte gegenseitig beachtet oder hat jemand die Entscheidung des anderen nicht beachtet und seine Figuren verschoben? Wer war aktiver und wer weniger aktiv? (Galusová, 2020)

Bei der Arbeit im Paar Kind – Elternteil bewährt sich in der Praxis das gemeinsame Spiel mit Regeln im Sandkasten. Die Struktur und die Regeln helfen, das Sicherheitsgefühl zu stärken. Das Kind bekommt die Aufgabe, nach seiner Wahl ein Bild und einen Gegenstand im Sandkasten zu positionieren. Die Spieler wechseln sich ab: das Spiel wird nach ca. 5 Runden gestoppt. Nach dieser Tätigkeit kann das Spiel „Was hat sich im Sandkasten geändert?“ folgen. Nach dem Aufbauen der Szene im Sandkasten geht ein Spieler hinter die Tür (Elternteil oder Therapeut mit dem Kind). Der Spieler, der am Sandkasten geblieben ist, verändert im Bild ein Element (verschiebt, gibt hinzu, nimmt weg…). Wenn er fertig ist, ruft er den Spieler, der auf der Seite gewartet hat. Dieser Spieler ist bemüht, alle im Bild durchgeführten Änderungen zu entdecken. Danach wechseln die Spieler die Rollen und alles wiederholt sich. Ziel dieser Aktivität ist, den therapeutischen Raum und den Therapeuten kennenzulernen. Das Spiel hilft die Abwehrmechanismen des Kindes zu verringern.

Bei der Arbeit im Paar wird auch mit Geschenken gearbeitet, die wir in den Sandkasten des Partners (Elternteils) positionieren und beidseitig kommunizieren, ob wir das Geschenk annehmen, ablehnen oder im Rahmen des Sandkastens mit dem Geschenk gemeinsam Änderungen durchführen.

Schluss

Es gibt verschiedene Wege zur Aufnahme des Kontakts zwischen dem Therapeuten und dem Klienten. Die meisten therapeutischen Ansätze entscheiden sich für verbale Formen und Methoden, die vor allem erwachsenen Teilnehmern der Kommunikation eigen sind. Das Kind wird aus der Welt der Spiele und der Phantasie in die Welt der Worte, Symbole und der verborgenen Bedeutungen der Gespräche Erwachsener eingeladen, aber häufiger einbezogen. Die Methode der Sandspieltherapie ermöglicht, die verbale Beschreibung in der sicheren und bekannten Umgebung des Sands und der Figuren zu verankern und ermöglicht, den Worten die Form in der kindlichen Wahrnehmung der Welt zu geben.

Literatur

[1] CASTONGUAY, Louis G. - CONSTANTINO, Michael J. -  HOLTFORTH, Martin Grosse The working alliance: Where are we and where should we go?. Psychotherapy: Theory, Research, Practice, Training. , 2006, 43, 3. 271 p. ISSN 1939-1536. 

[2] GALUSOVÁ, Veronika. Sandtray: Leben wie auf dem Handteller: Praktisches Handbuch für die Anwendung der Sandspieltherapie. Erstausgabe. Prag: Pointa Publishing, 2020. ISBN 978-80-7650-018-1. 

[3] GALUSOVÁ, Veronika. Sandtray. Sandspieltherapie. 2016. 

[4] GURMAN, Alan S. -  KNISKERN, David P. Handbook of family therapy. B.m.: Routledge, 2014. ISBN 1-315-80366-6. 

[5] HOMEYER, Linda -  SWEENEY, Daniel S. Sandtray therapy: a practical manual. Third edition. New York: Routledge, Taylor & Francis Group, 2017. ISBN 978-1-138-95005-4. 

[6] HOMEYER, Linda - LYLES, Marshall N. Advanced sandtray therapy: digging deeper into clinical practice. New York: Routledge, Taylor & Francis Group, 2022. ISBN 978-0-367-55482-8. 

[7] KOTTLER, Jeffrey A. On being a therapist. B.m.: John Wiley & Sons, 2010. ISBN 0-470-56547-0. 

[8] SATIR, Virginia. Familienbuch. Prag; Brno: Institut Virginie Satirové: Práh; SVAN, 1994. ISBN 978-80-901325-0-4. 

[9] 赵旭东 系统家庭治疗中有关治疗关系的观点── 附中德比较. 国外医学: 精神病学分册. 1995, 22, 2. 65–70 p. 

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Mgr. et Mgr. Jiří  Kameník

Ústav speciálněpedagogických studií, Pedagogická fakulta, Univerzita Palackého Olomouc

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