PaidagwgÒ$
časopis pro pedagogiku v souvislostech * journal of education in contexts
Ročník: 2020Volume: 2020
Číslo: 1Issue: 1
Vyšlo: 25. listopadu 2020Published: Nov 25th, 2020
Hrbáčová, Lucie - Špinarová, Gabriela - Vachalová, Veronika - Růžičková, Veronika - Kroupová, Kateřina. Taktile grafiken in das leben von menschen mit sehbehinderung. Paidagogos, [Actualized: 2020-11-21], [Cited: 2024-12-03], 2020, 1, #8. P. . Availiable at: <http://www.paidagogos.net/issues/2020/1/article.php?id=8>

#8

Zpět na obsah / Back to content

Taktile grafiken in das leben von menschen mit sehbehinderung

Tactile graphics in the lives of people with visual disabilities

Lucie Hrbáčová - Gabriela Špinarová - Veronika Vachalová - Veronika Růžičková - Kateřina Kroupová

Abstract : Der Artikel verfolgt das Ziel, die Leser mit den sich rasch entwickelnden Trends der Blindengrafik vertraut zu machen. Die Elemente der Blindengrafik kommen auch im üblichen Leben vor, wir begegnen ihnen fast täglich. In letzter Zeit dringen auch moderne technische Trends in diesen Bereich vor, wie z. B. der 3D Druck. Die Arbeit macht mit der Forschung der taktilen Graphik vertraut, die im Zusammenhang mit dem Buch Blindengrafik: Reliefgraphik und ihre Rolle im Leben von Personen mit Sehbehinderung (Růžičková, Kroupová, 2020) durchgeführt wurde. Die Forschungsgruppe bestand aus drei Teilen, nämlich aus Personen mit Sehbehinderung, aus im typhlopädischen Bereich arbeitenden Fachleuten und aus der Laienöffentlichkeit. Die Daten wurden mithilfe einer Fragebogen-Untersuchung erhoben. Die Fragebögen eigener Konstruktion wurden in Zusammenarbeit mit Organisationen für Personen mit Sehbehinderung unter den Befragten verbreitet. Die von uns gewonnenen Daten können als Ausgangsmaterial für weitere Forschungsuntersuchungen dienen und sollen die theoretische Plattform dieses Fachgebiets um neue Aspekte erweitern.

Schlüsselwörter: die Menschen mit der Sehbehinderung, taktile Grafiken, die Karten und Pläne.

Abstract: The article aims to acquaint the reader with the rapidly developing trend of tactile graphics. Elements of tactile graphics also appear in everyday life and we meet them practically daily. Recently, modern technical trends, such as 3D printing, have also been reflected in this area. The work introduces the research of tactile graphics, which was carried out for the needs of the book Relief Graphics: Relief Graphics and its role in the lives of visually impaired people (Růžičková, Kroupová, 2020, in the Czech language). The research sample consisted of three parts, of people with visual disabilities, professionals working in services for people with visual disabilities and the general public. Data were obtained using a questionnaire survey. Self-designed questionnaires were disseminated among respondents in cooperation with organizations for the visually impaired. The data obtained by us can be a springboard for further research and have an effort to expand the theoretical basis of this field with new perspectives.

Keywords:  people with visual impairments, tactile graphics, maps and plans.




Einleitung

Die Welt um uns herum nehmen wir auf verschiedene Art und Weise wahr und am häufigsten nutzen wir die grundlegenden menschlichen Sinne, den visuellen Sinn, den Gehörsinn, den Geruchssinn, den Geschmackssinn und den Tastsinn. Diese Sinne gehen von den Sinnesorganen aus. Speziell das Sehvermögen hat den größten Anteil am Erwerb von Informationen aus der Umgebung, und zwar bis zu 80 %. Das Sehorgan fängt die Lichtanlässe ab, die weiter durch die Nervenbahnen ins Gehirn geführt werden, wo sie weiter konkretisiert und detailliert analysiert werden. Dadurch haben wir die Möglichkeit, nicht nur die Lichtintensität, sondern auch die Eigenschaften des betrachteten Objekts wie Form, Farbe und Größe wahrzunehmen. Die visuelle Wahrnehmung bildet auch einen integrierenden Teil der Orientierung im Raum (Savel’Jev, 2014).

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2019, online) gab im Jahr 2019 an, dass es annähernd 2,2 Milliarden Menschen mit Sehstörungen gibt, wobei die Sehstörungen von ca. einer Milliarde Menschen vermieden werden könnten. Eine Sehstörung, ob angeboren oder im Laufe des Lebens erworben, beeinflusst das Leben eines Individuums in mancherlei Hinsicht. Es handelt sich dabei zum Beispiel um die Aufnahme von sozialen Kontakten, um erschwertes Sich-Durchsetzen auf dem Arbeitsmarkt, um selbstbedienende Tätigkeiten, um selbständige Bewegung oder Orientierung sowie um gängige Tätigkeiten des Alltags. In großem Maße ist auch der Bereich des Informationserwerbs betroffen. Um für eine Person mit Sehbehinderung den Mangel an visueller Wahrnehmung in größtmöglichem Maße auszugleichen, setzt man auf die Entfaltung von Ausgleichsfaktoren. Diese können wir in höhere Ausgleichsfaktoren aufteilen, zu denen wir das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und das Denken zählen. Und in niedrigere Ausgleichsfaktoren, die bereits erwähnten Sinne (Keblová, Lindáková, Novák, 2000). Mithilfe der Hörwahrnehmung sind wir in der Lage, einen verhältnismäßig großen Teil von Informationen aus der Umgebung zu ermitteln. Eine außerordentliche Rolle spielt der Gehörsinn vor allem in den Prozessen der vermittelten Erkennung, aber auch in der räumlichen und sozialen Orientierung (Požár, 2000).

Einen unumgänglichen Teil der Hörwahrnehmung bildet der Erwerb von Informationen, die für die Entstehung von Begriffen, Vorstellungen und ferner für die Entfaltung des Gedächtnisses, des Denkvermögens und der Sprache wichtig sind. Einen durch nichts zu ersetzenden Ausgleichsfaktor bei Personen mit Sehbehinderung stellt der Tastsinn dar. Dank des Tastsinns ist das Individuum in der Lage, Vorstellungen und Informationen über die umliegenden Objekte und ihre Eigenschaften wie Größe, Material, Form, Richtung, Dreidimensionalität, Bewegung oder Stillstand zu gewinnen. Der Tastsinn vermittelt als einziger Analysator auch Informationen über die Wärme, Kälte, Härte und das Gewicht des Gegenstands. Genutzt wird er auch bei der Raumorientierung oder beim Lesen der Brailleschrift. Die Einübung der taktilen Wahrnehmung ist verhältnismäßig zeitintensiv, es handelt sich um eine Tätigkeit mit einem höheren Aufwand an Anstrengung und es sollen psychische Prozesse wie Konzentration, Aufmerksamkeit, Gedächtnis oder Denken eingeschaltet werden (Nováková in Pipeková a kol., 2006). Diese wichtigen Aspekte sollen bei der Einübung sowie der eigentlichen Nutzung der taktilen Wahrnehmung nicht vergessen werden. Die Wichtigkeit des Tastsinns können wir mittels eines Ausspruchs von Smýkal deutlich machen: „Wenn Augen schweigen, müssen Hände sprechen“ (Smýkal, 1986, S. 52)

Blindengrafik

Eine der Möglichkeiten, wie die taktile Wahrnehmung entfaltet wird, stellt die Blindengrafik dar. Es gibt mehrere Benennungen und Bezeichnungen dafür, wie z. B. Reliefgraphik, Tastgraphik oder taktile Graphik. „Die Blindengrafik stellt graphische Darstellungen dar, die von Blinden oder für die Bedürfnisse von Blinden mithilfe der Techniken der Relieflinien oder sehr niedriger Reliefflächen hergestellt wurden“. (Jesenský, 1988) Die Reliefgraphik vereint in sich einige mögliche Funktionen:

Damit die Reliefgrafik einige oder sogar alle oben angeführten Funktionen erfüllt, müssen bei ihrer Gestaltung grundlegende Prinzipien und Grundsätze eingehalten werden, die von dem hohen Anspruch und der Kompliziertheit der Durchführung von Reliefdarstellungen zeugen, gleichzeitig beachten sie und wahren den Charakter des ursprünglichen Werks. Zu den Prinzipien der Reliefgrafik zählen wir das Prinzip der Lakonizität, das Prinzip der Akzentuierung von grundlegenden Mitteln des Sinnesreizes, das Prinzip der Abtrennung und Isolierung, das Prinzip der Hervorhebung der Struktur, das Prinzip der Phasizität und das Prinzip der Nutzung von unifizierten Assoziationen, Stereotypen und Mnemotechnik (Finková, Regec, Růžičková, Stejskalová, 2012). Die aufgezählten Prinzipien ergänzen und spezifizieren immer wieder die Grundsätze der Reliefdarstellung. Laut Červenka (1999) gehören hierzu der Grundsatz des Kontrastes, der Gleitfähigkeit der Oberfläche, der gesundheitlichen Unbedenklichkeit und Sicherheit und der Grundsatz der Dauerhaftigkeit.

Wenn wir die Reliefgrafik klassifizieren wollen, dann können wir uns der folgenden Aufteilung bedienen (Jesenský, 1988; Finková, Regec, Růžičková, Stejskalová, 2012):

Gemäß dem Charakter der Reliefzeichnung unterscheiden wir: Relief – positiv, negativ; Bilder – reliefartige Kontur, reliefartige Silhouette, Flachrelief.

Gemäß der Art der Darstellung können wir zwischen einer perspektivischen Reliefdarstellung, schematischen Bildern, einem Schema und Graph, einem vereinfachten Abriss, einer vereinfachten technischen Zeichnung u. ä. unterscheiden. Die eigentliche Reliefdarstellung kann auch nach weiteren Kriterien gegliedert werden wie realistisches Bild, schematisches Bild, Profilbild, Grundriss, Phasenbild, Silhouetten-Bild u. a.

Aus der Sicht des Niveaus des Anspruchs des Lesens einer Reliefdarstellung unterscheiden wir zwischen weniger anspruchsvollen, mittelschweren, und sehr anspruchsvollen Bildern.

In Verbindung mit dem Tastsinn bildet die Reliefgrafik für Personen mit Sehbehinderung einen stichhaltigen Kompensationsfaktor, dank dessen sich neben dem Tastsinn auch wichtige kognitive Funktionen (Gedächtnis, Phantasie, Vorstellungsvermögen) entwickeln, und er vermittelt dem Individuum zu einem erheblichen Anteil den Empfang von Informationen. (Ludíková, 2004) sieht die Wichtigkeit auch im Bereich der Entwicklung der Wahrnehmung, Motorik, Emotionalität und der Fähigkeit der Selbstäußerung.

Forschungsproblem und forschungsziel

Die Forschung wurde im Zusammenhang mit der Publikation Blindengrafik: Reliefgraphik und ihre Rolle im Leben von Personen mit Sehbehinderung (Růžičková, Kroupová, 2020) durchgeführt.

Unsere Studie konzentriert sich auf die Bedeutung der Reliefgrafik im Leben von Personen mit Sehbehinderung insbesondere im Bereich der Raumorientierung und der selbständigen Bewegung. Zur Deskription dieses Bereichs haben wir deshalb auf die quantitative Forschung unter Verwendung einer Fragebogen-Untersuchung zurückgegriffen. Wir haben uns Fragen gestellt, die uns helfen, die eigentliche Bedeutung der Reliefgrafik im Leben von Personen mit Sehbehinderung besser zu verstehen.

Forschungsfragen

  1. Worin besteht der Informationsbeitrag der Reliefgrafik (Blindengrafik) für Personen mit Sehbehinderung?
  2. Wie ist die Nutzbarkeit der Reliefgrafik (Blindengrafik) in den Bereichen der räumlichen Orientierung und der selbständigen Bewegung aus der Sicht der Personen mit Sehbehinderung?
  3. Worin besteht der Informationsbeitrag der Reliefgrafik (Blindengrafik) im Kontext der räumlichen Orientierung aus der Sicht der Fachleute, die mit Personen mit Sehbehinderung arbeiten?
  4. Welche Charakteristiken sollte eine Reliefdarstellung aus der Sicht der Personen mit Sehbehinderung und der interessierten Fachleute haben?
  5. Verfügt die heutige Gesellschaft über entsprechende Relief-Elemente im öffentlichen Raum?
  6. Erfüllt die Reliefgrafik (Blindengrafik) für Personen mit Sehbehinderung auch eine ästhetische Funktion?

Materialien und methoden

Forschungsgruppe

In die Forschung wurden zwei Forschungsgruppen einbezogen:

Table 1: Anzahl der Befragten in den einzelnen Forschungsgruppen

Instrumente, Datenanalyse

Die Forschungsbefragung hatte ein quantitatives Design. Zum Erwerb der notwendigen Daten wurde eine Fragebogen-Befragung mithilfe eines eigens dafür erstellten Fragebogens verwendet. Der Fragebogen wurde mithilfe von Organisationen im Rahmen der ganzen Tschechischen Republik in Umlauf gebracht, die mit Personen mit Sehbehinderung arbeiten. Der Fragebogen wurde den Organisationen mithilfe der Online-Kommunikation zugesandt mit dem Ersuchen um Weiterleitung an die betreffenden Befragten. Für die Forschungsgruppe C, also die Laienöffentlichkeit, erfolgte der Vertrieb des Fragebogens mithilfe von sozialen Netzen. Der Fragebogen bestand aus einer Reihe von offenen und geschlossenen Fragen, die mithilfe einer Skalenreihe beantwortet werden konnten. Der Inhalt der Fragen stand in Übereinstimmung mit der Problematik der Reliefgrafik und wurde so gestaltet, dass er von den Zielen der Forschung ausging. Zur Auswertung der gewonnenen Daten wurden illustrative Darstellungsmethoden in Form von Tabellen und Graphen verwendet.

Ergebnisse

Die aus der Fragebogen-Untersuchung gewonnenen Daten ermöglichen es uns, ein zusammenfassendes Bild der Realität der gegenwärtigen Reliefgrafik zu erhalten. Es handelt sich um die Sicht der Personen mit Sehbehinderung, um die der mit Personen mit Sehbehinderung arbeitenden Fachöffentlichkeit und um die der Laienöffentlichkeit. Das Hauptaugenmerk lag vor allem auf dem Gebiet des Erwerbs von Informationen bezüglich der Raumorientierung und der selbständigen Bewegung. Die gewonnenen Ergebnisse betreffen die Situation im Rahmen der Tschechischen Republik.

Wegen einer geringen Anzahl von Personen der Gruppe C, also der Laienöffentlichkeit, werden wir weiter nur die Forschungsgruppen A und B vergleichen.

In erster Linie haben wir die einzelnen Aussagen verglichen und so verbunden, dass sie zusammen einen geschlossenen Überblick über das gegebene Thema geben. In einem der ersten Teile haben wir uns auf folgende Bereiche konzentriert:

Das am häufigsten angeführte Gebiet waren Informationen aus der Umgebung der kartographischen Reliefdarstellung. Die taktilen Karten wurden am häufigsten erwähnt, und zwar in allen Bereichen. Sehr oft kamen auch der 3D Druck vor und konkrete Pläne von Routen oder bedeutende Elemente auf der Route. Im Zusammenhang mit dem Fehlen von Relief-Informationen wurde der öffentliche Raum am meisten erwähnt – Pläne von Gebäuden, Denkmälern, Ämtern usw.

Neben dem Fehlen bestimmter Relief-Elemente werden auch die verschiedensten Schwierigkeiten im Rahmen der Reliefdarstellung benannt. Beide Gruppen stellen übereinstimmend eine ungenügende Entwicklung der taktilen Wahrnehmung sowie das bereits erwähnte Fehlen oder eine Nichtverfügbarkeit einer Reliefdarstellung fest. Die Fachöffentlichkeit sieht auch in hohem Maße das Problem in einem ungenügenden Niveau an Vorstellungsvermögen bei Personen mit Sehbehinderung.

Table 2: Schwierigkeiten der Reliefdarstellung

In der Frage der Verbindung der Blindengrafik und der räumlichen Orientierung mit einer selbständigen Bewegung (nachstehend als POSP bezeichnet) sehen wir verhältnismäßig entgegengesetzte Ansichten beider Gruppen über die Verwendung von Relief-Informationen als unterstützende Elemente in Beziehung zu POSP. 73,3 % der Befragten aus der Gruppe der Personen mit Sehbehinderung geben an, dass die Reliefelemente ihnen in keiner Weise zu einer besseren räumlichen Orientierung dienen. Gegenteiliger Auffassung sind 87,5 % der Befragten aus der Gruppe der Fachöffentlichkeit, die mit Personen mit Sehbehinderung arbeiten. Interessant finden wir in der Beurteilung jedoch, dass in der konkreten Auflistung von Elementen beide Gruppen sehr identische Beispiele angeführt haben. Die Ursache für diese markante Unstimmigkeit könnte in einem Missverständnis in der Frage und im Begriff Blindengrafik als eines Teils der räumlichen Orientierung liegen.

Beide Gruppen haben im Zusammenhang mit der Reliefgrafik die taktilen Karten erwähnt. Deshalb hat uns die Erfahrung beider Gruppen interessiert, die verhältnismäßig groß war. Sowohl die Gruppe A (66,7 %), als auch die Gruppe B (93,8 %) haben von den taktilen Karten gehört, sind ihnen begegnet oder haben sie in einer konkreten Situation unmittelbar vermittelt. Ein sehr positives Ergebnis sind häufig erwähnte Schulen als Vermittler bei der Verfügbarkeit der taktilen Karten.

Ein weiterer Punkt betraf die Frage, ob Personen mit Sehbehinderung selbst Elemente der Blindengrafik herstellen. Die Ansichten der Gruppe A und B unterschieden sich mehr darin, ob sie sich an der Herstellung selbst beteiligen oder nicht.

Table 3: Selbständiges Herstellen der Blindengrafik durch Personen mit Sehbehinderung

Diskussion

Forschungsergebnisse

Da das Forschungsmuster verhältnismäßig klein ist, können wir von der hier vorgestellten Forschung besser lediglich von einer Studie sprechen, die die gegebene Problematik anreißt und Basis für eine weitere Forschung schafft. Wir waren bemüht, einige im Voraus gestellte Fragen bezüglich der Problematik der Blindengrafik in Beziehung zum Informationserwerb und ferner im Zusammenhang mit POSP bei Personen mit Sehbehinderung zu beantworten. In der folgenden Textpassage fassen wir die Antworten auf die von uns gestellten Forschungsfragen zusammen:

Aus der Sicht der Personen mit Sehbehinderung ist die Antwort auf die Frage nicht ganz eindeutig. Die Fachöffentlichkeit hat dagegen eine klare Vorstellung darüber, auf welche Art und Weise die Reliefgrafik die Mängel im Bereich des Informationserwerbs kompensiert und vermindert. Beide Gruppen sehen jedoch den größten Beitrag im Bereich der räumlichen Orientierung und der selbständigen Bewegung.

Im Kontext einer möglichen Präzisierung der Vorstellungen über den Raum, die Route oder den Ort stimmen die Befragten eher zu, dass ihnen die Reliefgrafik behilflich ist. Vonseiten der Fachleute sind mit der Aussage der Gruppe A drei Viertel einverstanden.

Die Fachleute erwähnten am häufigsten die Nutzbarkeit in Rahmen der Bildung und bei der Durchführung der räumlichen Orientierung im Zusammenhang mit der Möglichkeit der Entwicklung und Vervollkommnung der räumlichen Vorstellungen. Die überwältigende Mehrheit von ihnen hält die Elemente der Reliefgrafik für eine wichtige Informationsquelle.

Im Zusammenhang mit der Frage zu den Charakteristiken der Reliefdarstellung ergab sich eine überraschende Feststellung und zwar die, dass bei Personen mit Sehbehinderung die Bevorzugung des positiven oder negativen Reliefs nicht eindeutig war. Das Flächenrelief und volle Linien in der Reliefdarstellung werden demgegenüber sowohl von den Anwendern mit Sehbehinderung, als auch von den Befragten aus den Reihen der Fachleute bevorzugt.

Nach den Ergebnissen dieser Studie stellen Personen mit Sehbehinderung in ihrer Umgebung keine optimale Anzahl von Reliefelementen fest. Nur ein kleiner Teil davon ist anderer Auffassung. Bei der Fachöffentlichkeit ergab sich jedoch, was ein verhältnismäßig überraschendes Ergebnis war, dass ein höherer Prozent-Anteil eine zustimmende Antwort bezüglich einer hinreichenden Menge von Reliefelementen in der Umgebung gab.

Wir sind uns der umstrittenen Relevanz der Antworten zu dieser Frage bewusst, denn es gab hier möglicherweise eine Entstellung oder ein Missverständnis des Begriffs Blindengrafik und der damit gemeinten Bereiche. Eine markante Anzahl von Befragten der Gruppe A hat nämlich angeführt, dass sie die Blindengrafik im alltäglichen Leben nicht nutzen, bzw. dass sie nichts davon wissen. Die Befragten der Gruppe B haben schon eine etwas bessere Vorstellung von der Nutzbarkeit der Reliefelemente im üblichen Leben; trotzdem hat sich auch hier mehr als die Hälfte der Befragten für die Antwort NEIN oder ICH WEISS NICHT entschieden.

Die Antworten auf diese Frage sind ebenfalls widersprüchlich. Die Antworten der Gruppe A verteilen sich im gleichen Verhältnis, wobei ca. ein Viertel der Befragten „Ich weiß nicht“ antwortet. Die Gruppe B ist sich nur mit 50% der Ästhetik der Reliefelemente sicher. Wir können die gestellte Frage auch mit dem untersuchten Element der Unterhaltung im Kontext der Blindengrafik verbinden, wobei die Befragten der Gruppe B wieder etwas positiver bezüglich des gegebenen Themas antworten. Die Befragten der Gruppe A haben ausgewogene Antworten auf beiden Seiten des Spektrums.

Table 4: Forschungsfragen

Schluss

Die Bemühung, den Informationsmangel von sehbehinderten Personen zu überwinden, ist in der heutigen Zeit gekennzeichnet von der Nutzung der Reliefgrafik. Sie spielt eine nicht wegzudenkende Rolle bei der Orientierung im Raum und bei der selbständigen Bewegung. Es geht vor allen Dingen um die Erleichterung des räumlichen Vorstellungsvermögens mithilfe von Karten und Plänen, die gegenwärtig viele Formen erhalten. Im Zusammenhang mit den modernen Technologien kommt in der Herstellung von Reliefdarstellungen die Technologie in den Vordergrund, die den 3D Druck verwendet.

Wichtigstes Vorhaben unserer Studie war die genaue Fassung der theoretischen Grundlage der Blindengrafik und eine anschließende Präsentation der Ergebnisse einer Untersuchung, die sich mit der Grafik für Personen mit Sehbehinderung befasste, sowohl aus Sicht der sehbehinderten Personen als auch aus der Sicht der mit Personen mit Sehbehinderung arbeitenden Fachleute. In der Untersuchung gab es auch eine dritte Gruppe, nämlich die Laienöffentlichkeit. In unserer Pilotforschung wurden die Ergebnisse der dritten Gruppe nicht angeführt, denn die Beantwortungsrate war sehr gering. Abschließend möchten wir gerne zumindest einige Daten aus der Sicht der Laienöffentlichkeit erwähnen. Als erfreulich betrachten wir die Ansicht der dritten Forschungsgruppe, die als Schwerpunktelement der Blindengrafik die mit der räumlichen Orientierung verbundenen Hilfsmittel ansieht. Jedoch gibt auch diese Gruppe an, dass sie im öffentlichen Raum Reliefinformationen vermisst. Es handelt sich zum Beispiel um Räumlichkeiten wie Ämter, Museen u. ä. Trotz der ungenügenden Menge an Markierungen des Raums haben jedoch alle Gruppen Reliefkarten und -pläne an touristisch ausgesuchten Orten gefunden, wie zum Beispiel in Tiergärten. Wir können somit diesen dreiseitigen Blick, bestehend aus dem Blick der Personen mit Sehbehinderung, der mit sehbehinderten Personen arbeitenden Fachleute und der Laienöffentlichkeit, als einheitlich auf das von uns ausgewählte Thema bewerten.

Der Artikel entstand aufgrund der Durchführung des Projekts TAČR TL01000507 Entwicklung der selbständigen Bewegung mittels der taktil-auditiven Mittel und des Projekts TAČR TL03000679 Verringerung des Informationsmangels und Entwicklung des Vorstellungsvermögens bei Personen mit Sehbehinderung mittels der 3D Modelle mit auditiven Elementen.

Literatur

[1] ČERVENKA, P. Mapy a orientační plány pro zrakově postižené: metody tvorby a způsoby využití. Praha: Aula, 1999. 

[2] FINKOVÁ, D. - REGEC, V. - RŮŽIČKOVÁ, V. - STEJSKALOVÁ, K. Speciální pedagogika se zaměřením na možnosti rozvoje a podpory osob se zrakovým postižením. Olomouc: Univerzita Palackého, 2012. 

[3] JESENSKÝ, J.  Hmatové vnímání informací s pomocí tyflografiky. Praha: SPN, 1988. 

[4] KEBLOVÁ, A. - LINDÁKOVÁ, L. - NOVÁK, I. Náprava poruch binokulárního vidění. Praha: Septima, 2000. 

[5] LUDÍKOVÁ, L. Tyflopedie předškolního věku. Olomouc: Univerzita Palackého, 2004. 

[6] PIPEKOVÁ, J. a kol. Kapitoly ze speciální pedagogiky. Brno: Paido, 2006. 

[7] POŽÁR, L. Psychológia detí a mládeže s poruchami zraku. Trnava: Pedagogická fakulta Trnavskej univerzity, 2000. 

[8] RŮŽIČKOVÁ, V. - KROUPOVÁ, K. Tyflografika: reléfní grafika a její role v životě osob se zrakovým postižením. Olomouc: Univerzita Palackého, 2020. 

[9] SAVEL‘JEV, I.V. Velká kniha léčitelství. Praha: Grada. Iniciace, 2014. 

[10] SMÝKAL, J. Výchova nevidomého dítěte předškolního věku. Praha: Svaz invalidů v ČSR, 1986. 107 p. 

[11] WORLD HEALTH ORGANIZATION Blindness and vision impairment.  [online], [Cited 2020-06-18] 2019. Availiable at: <https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/blindness-and-visual-impairment>.

Kontaktní informace / Contact information

Mgr. Lucie Hrbáčová

Ústav speciálněpedagogických studií, Pedagogická fakulta, Univerzita Palackého Olomouc

Žižkovo nám. 5

771 40  Olomouc

Česká republika

lucie.hrbacova01@upol.cz

Mgr. Gabriela Špinarová

Ústav speciálněpedagogických studií, Pedagogická fakulta, Univerzita Palackého Olomouc

Žižkovo nám. 5

771 40  Olomouc

Česká republika

gabriela.spinarova01@upol.cz

Mgr. Veronika Vachalová

Ústav speciálněpedagogických studií, Pedagogická fakulta, Univerzita Palackého Olomouc

Žižkovo nám. 5

771 40  Olomouc

Česká republika

veronika.vachalova01@upol.cz

Mgr. Bc. Veronika Růžičková, PhD.

Ústav speciálněpedagogických studií, Pedagogická fakulta, Univerzita Palackého Olomouc

Žižkovo nám. 5

771 40  Olomouc

Česká republika

veronika.ruzickova@upol.cz

PhDr. Kateřina Kroupová, PhD.

Ústav speciálněpedagogických studií, Pedagogická fakulta, Univerzita Palackého Olomouc

Žižkovo nám. 5

771 40  Olomouc

Česká republika

katerina.kroupova@upol.cz

Zpět na obsah / Back to content